13. Oktober  2007:

Angenommener Verladeunfall rief 74 Einsatzkräfte auf den Plan

Mess- und Gefahrgutübung der Gefahrgutzüge im Landkreis Miltenberg

Im Rahmen des von der Kreisbrandinspektion Miltenberg erstellten Messkonzeptes und
im Zuge der regelmäßigen Übungen zur Bewältigung von Gefahrgutunfällen fand am
Samstag, den 13. Oktober 2007 auf dem Parkplatz des Industrie Centers Obernburg (ICO)
eine Gefahrgut- und Messübung der beiden Löschzüge-Gefahrgut (LZG) Nord und Süd statt.
Der LZG Nord wird aus den Feuerwehren Obernburg und Wörth, sowie dem Gerätewagen-Gefahrgut
GW-G der Werkfeuerwehr ICO gebildet.
Im südlichen Bereich besteht er aus den Feuerwehren Bürgstadt und Großheubach.
Beide LZGs stellen auch je zwei Messtrupps, sowie einen zusätzlichen durch die WF ICO.

Das Konzept der Inspektion sieht nun vor, dass bei einem Gefahrgutunfall in einem der beiden
Inspektionsbereiche der örtlich zuständige LZG zum Einsatz kommt und am unmittelbaren
Einsatzbereich auch eigene Emissions-Messungen vornimmt (von innen nach außen).
Die Messtrupps des anderen LZG messen dann zum Einsatzbereich hin (von außen nach innen).
Die neben der örtlichen Einsatzleitung gebildete Abschnittsleitung „Messen“ führt die Messtrupps
im jeweils anderen Inspektionsbereich (entweder im Lagezentrum des Landratsamtes LRA oder in der
Nachalarmierungsstelle Nast der FF Obernburg, um nicht selbst gefährdet zu sein und jederzeit
einsatzbereit zu bleiben.

Die Übung am Samstag hatte der Leiter der WF ICO, Jürgen Dietz ausgearbeitet und mit seinen
Kameraden der Werkfeuerwehr aufgebaut. Dabei war eine Vorgabe mit hohem Schwierigkeitsgrad
entstanden, die nicht für die Betriebsabläufe im Industrie Center Obernburg typisch ist, sondern die
74 Übungsteilnehmer vielmehr in der umsichtigen und konzentrierten Abarbeitung eines solchen
Ereignisses trainieren sollte.
Das Szenario sah vor, dass beim Beladen eines mit Schiebetoren ausgestatteten Bahnwaggons
mit Stückgütern sich ein Unfall ereignete, in dessen Verlauf sich eine Staplergabel  in ein Gebinde
mit einem entzündlichen, ätzenden Stoff (Stoffnummer „UN 3286“) gebohrt hat.
Der auslaufende Gefahrstoff reagierte sofort mit Wasser und dem Metall des Waggons und bildete
eine giftige Gaswolke mit stechendem Geruch, die sich aufgrund der südöstlichen  Windrichtung mit
einer Windstärke von 3,5 auf Obernburg zu bewegte.

Die alarmierten Feuerwehren Obernburg und Wörth des Gefahrgutzuges Nord mussten dabei weite
Anfahrtswege zurücklegen, da man befürchten musste, dass die Mainbrücke bei Obernburg gegen die
Windrichtung nicht mehr befahrbar war. Nach deren Eintreffen an der Unfallstelle und Erkundung der
Lage ließ Einsatzleiter Kreisbrandmeister Josef Vornberger, unterstützt von Kreisbrandinspektor
Erich Reis,  die ersten Maßnahmen ergreifen. Die FF Wörth rüstete sich in sicherer Entfernung mit
Atemschutz  und Vollschutzanzügen aus, denn zuerst galt es, den verunfallten Gabelstaplerfahrer aus
dem Gefahrenbereich zu retten und festzustellen, welche Gefahrstoffe im Waggon geladen  waren.
Die FF Obernburg baute unterdessen eine Notdekontamination auf.
Nach der Rettung des Fahrers und Bergung des leckgeschlagenen Gebindes in einem Überfass, sowie
Aufnahme des ausgelaufenen Stoffes, stellten die Einsatzkräfte vor Ort fest, dass sich zusätzlich noch
weitere Gefahrgutbehälter unterschiedlichen Inhalts im Waggon befanden, die aber nicht beschädigt
waren und nicht zur Gefährdung beitrugen.

Nach der Feststellung des Gefahrstoffes und Lagemeldung an die Abschnittsleitung „Messen“ im
Lagezentrum  Miltenberg wurden die beiden Messtrupps der FF Bürgstadt und Großheubach in
Marsch gesetzt, an bestimmten vorgegebenen Punkten Schadstoffmessungen vorzunehmen.
Da bei dieser Übung versuchsweise ein für das ICO festgelegtes Messschema verwendet wurde,
fuhren die Messtrupps die Grundschule und die Berufsschule in Obernburg an.
Die dort festgestellten Werte wurden der Einsatzleitung für weitere Maßnahmen vor Ort zur Verfügung
gestellt.

In einem Realfalle hätte das Landratsamt die Möglichkeit Umweltalarm auszulösen und über die Polizei
Warnungen per Radio und Lautsprecherdurchsagen an die Bevölkerung der bedrohten Bereiche
auszugeben.

Nach Beendigung der Übung zeigten sich  Jürgen Dietz von der WF ICO, sowie die Kreisbrandinspektoren
Erich Reis und Hauke Muders zufrieden mit dem Ablauf und die daraus gewonnen Erkenntnisse, die  bei
weiteren Übungen im nächsten Jahr umgesetzt werden sollen.

Übungsbeobachter waren der stellv. Leiter der WF Mainsite, Hans-Richard Schmitt und Kreisbrandinspektor
Johannes Becker.

Bericht: KBI Johannes Becker (Elsenfeld)
              von der Homepage: Kreisfeuerwehrverband Miltenberg

 

 


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